ZFF 2016: Stille Reserven

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„Sie wissen, was mit Ihnen geschieht, Herr Kramer, wenn Sie verschuldet sterben? Sie werden künstlich am Leben erhalten und müssen Ihre Schulden abbezahlen.“
Im Wien der Zukunft ist nicht einmal das Sterben gratis. Wer seinen Tod nicht abgesichert hat, der wird als biologischer Computer verwertet, als Leihmutter oder Organbank.
Baumann (Clemens Schick) ist Angestellter eines mächtigen Konzerns, der seinen Kunden Todesversicherungen verkauft – das Recht, in Frieden zu Ruhen. Die Firma regiert mehr oder weniger das Land (ganz Europa?), einen Überwachungsstaat, wo jeder Bürger einen ID-Chip im Arm hat.
Auf der anderen Seite steht Lisa (Lena Lauzemis), Teil des Widerstands. Mit ihren Kumpanen kämpft sie für das „Recht auf Tod“.
Als Baumann einen Job vermasselt und degradiert wird, kriegt er von seiner Chefin die Chance, sich zu rehabilitieren: Er soll die Widerstandszelle auffliegen lassen, indem er sich an Lisa heranmacht.

Stille Reserven hat den Preis im deutschsprachigen Wettbewerb gewonnen, aber ich weiss wirklich nicht, wieso. Ich hab so den leisen Verdacht, dass die Jury schlicht aus lauter Leuten besteht, die wenig Ahnung vom Genrefilm haben (Bettina Reitz, Micha Lewinsky, Nathalie Borgers, Joel Basman, Devid Striesow).
Denn Stille Reserven bedient sich grosszügig und ausführlich in der Geschichte des Science-fiction-Films, bei 1984 und Gattaca, bei Blade Runner und Coma, bei THX 1138 und Equilibrium, bei Solaris und Matrix, ja sogar bei The Big Sleep und Batman Returns.
Was an sich nichts Schlimmes ist, denn ein Spiel mit Zitaten kann immer reizvoll sein – nur erinnert jedes Zitat bloss daran, wie unendlich viel besser das Original im Vergleich ist. Das österreichische Derivat zeigt eine graue, langweilige Welt, die grau und langweilig anzusehen ist, und er hat weder die Geschichte noch die Dialoge noch die Schauspieler, um das herauszureissen. Man hat alles schon gesehen, und man hat es besser gesehen. Am ehesten erinnert Stille Reserven an die Durchschnittlichkeit eines In Time, doch selbst jener Film hatte Justin Timberlake (den man als Schauspieler um Himmels Willen nicht unterschätzen sollte) und ein paar Schauwerte.

Stille Reserven ist filmgewordenes Porridge ohne Konfitüre, eine fade Suppe, ein Haufen von Science-Fiction-Klischees ohne Alleinstellungsmerkmal. Sich Stille Reserven anzusehen ist so, als wäre man bei lebendigem Leib tot.
 

Stille Reserven lief in der Kategorie Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich / Wettbewerb
Stille Reserven
Österreich/Deutschland/Schweiz 2016, 96 Min.
Regie & Drehbuch: Valentin Hitz
Mit Clemens Schick, Lena Lauzemis et al.

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