Das Allgemeine und die Tiefpunkte des 17. ZFF hatten wir hier. Jetzt gehts um die Filme, die ich besonders gut fand und weiterempfehle.
A Cop Movie | Alonso Ruizpalacios, Mex 2021, 107 Min. | Diese Doku erzählt vom Polizeiwesen in Mexiko-Stadt mit einem Reenactment-Experiment. Eine Schauspielerin und ein Schauspieler stellen Teresa und Montoya dar, die bei der Polizei arbeiteten, bis sie wegen einem Fall von Vetternwirtschaft ihre Karriere verloren. Ein cleveres Spiel mit Realität, Theater und Polizeifilm-Klischees.
Life of Ivanna | Renato Borrayo Serrano, Rus/Nor/Fin/Est 2021, 80 Min. | Life of Ivanna hat den Dokumentarfilm-Wettbewerb gewonnen, und das zu Recht. Ivanna ist eine Indigene, lebt in der sibirischen Tundra als Rentier-Züchterin. Mit ihren fünf Kindern hat sie einen Wohnschlitten, eine Art Container auf Kufen mit einem Holzofen. Sie ziehen von Ort zu Ort. Eisige Kälte, gewaltige Stürme. Ein kleiner Sohn von Ivanna zündet für sie ihre Zigaretten an. Ein Highlight ist das Schlachten eines Rentiers; dann gibts frische (rohe) Leber und dampfendes Blut. Ivannas Mann verbringt seine Zeit in der nächstgrösseren Stadt. Er ist ein Taugenichts, säuft zu viel und schlägt Ivanna. Lässt sie sich das gefallen? Ein Leben des Extreme.
Swan Song | Todd Stephens, USA 2021, 105 Min. | Udo Kier als ein alter schwuler Coiffeur, der im Altersheim von Sandusky, Ohio versumpft und seiner grossen Liebe nachtrauert. Dann kommt ein letzter Auftrag: Er soll seine ehemals beste Kundin, die gestorben ist, für ihre Beerdigung herrichten. Das wühlt einiges auf. Inspiriert vom wahren Leben eines gewissen Pat Pitsenbarger. Sehr melodramatisch, mit charmant verstrahlten Dialogen. Ich habe geweint.
The Card Counter | Paul Schrader, USA/GB/China 2021, 112 Min. | Ein Glücksspieler (Oscar Isaac), der sich William Tell nennt, war einst als Soldat in Abu-Ghuraib stationiert und hat gefoltert. Er kam dafür ins Militärgefängnis, sein Vorgesetzter (Willem Dafoe) kam ungeschoren davon. Ein ehemaliger Kamerad beging Suizid; dessen Sohn (Tye Sheridan) will Vergeltung. Trockenes, eiskaltes Rachedrama mit einer fantastisch guten elektronischen Filmmusik.
The Innocents | Eskil Vogt, Nor/S/Dä/Fin/F 2021, 117 Min. | Eine Wohnsiedlung am Waldrand in Norwegen. Die kleine Ida zieht mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester, die Autismus hat, dorthin. Ein Junge und ein Mädchen aus der Nachbarschaft haben übersinnliche Fähigkeiten — und bald stellt sich heraus, dass auch Idas Schwester welche hat.
Das Problem: Der Junge hat eine böse Seite an sich. Bald kommts zwischen den übersinnlichen Kleinen zum Krieg.
Wir haben hier also quasi die Arthouse-Version von Scanners. Mit Kindern. Mein Lieblingsfilm des diesjährigen ZFF.
Die Gewinnerfilme des 17. Zurich Film Festivals gibts hier.