B-Film Basterds Berlin 2022: Plakat-Ponanza

Vor einiger Zeit fand das B-Film-Basterds in Berlin statt – wir haben darauf hingewiesen.
Leider hatte ich keine Gelegenheit, um selbst hinzugehen (das gleichzeitig stattfindende Zurich Film Festival hats verhindert). Aber im Geiste war ich doch irgendwie dabei, denn immerhin hab ich das Festivalplakat gezeichnet. Und das hing dann dort im Sputnik.

Besagtes Sputnik hab ich vor Jahren mal besucht (es lief das japanische Hip-Hop-Gangster-Musical Tokyo Tribe), und ich halte es für eins der coolsten seiner Zunft. Das Wissen, dass mein Plakat dort hing, gibt mir ein warmes Gefühl.

Meisterfotograf Andreas König hat den Anlass abgelichtet und war so nett, mir ein paar Schnappschüsse zur Verfügung zu stellen. Hier sind sie!

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Kinorückschau 2021: Die Krümel unter den Fussnägeln

Halten wir mal Rückschau auf das vergangene Filmjahr. Dank Corona war wieder vieles anders: Die Schweizer Kinos konnten erst im April aufmachen, die Solothurner Filmtage mussten online stattfinden, das Kino Frosch im Zürcher Niederdorf wurde endgültig geschlossen.

Seither läuft alles mehr oder weniger in gewohnten Bahnen, auch wenn die Säle eher schlecht gefüllt sind. Immerhin, der massive Erfolg von No Time to Die zeigt, dass Bond nicht nur die Welt, sondern auch das Kino retten kann.

So weit, so gut. Noch besser: Unter den Filmen, die ich im Kino sah, gabs viele gute. Bevor wir zu denen kommen, liste ich aber den Bodensatz auf.

Hinweis: Wo ich mal was geschrieben habe, verlinke ich das Geschriebene, ansonsten einfach den Trailer zum entsprechenden Film.

 
Tadelnde Erwähnung

  • No Time to Die: Von wegen Retter des Kinos. So richtig schlecht ist der zwar nicht. Aber dieser längste aller Bond-Filme (2 Stunden, 43 Minuten) kommt einem auch so vor. Als Abgesang auf die Ära Craig eher verunglückt. Kein «Schön wars!», sondern ein «Endlich vorbei!».
  • The Matrix Resurrections: Ein Film, der derart unnötig ist, dass sich konsequenterweise die Handlung darum dreht, wie unnötig der Film ist. Immerhin, das Wiedersehen mit Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss macht einiges wett.
  • The French Dispatch: Schon klar, dass ich mit Wes Andersons Stil wenig anfangen kann, ist meine eigene Schuld. Aber wie er hier politische Themen systematisch entpolitisiert, ist ganz objektiv eine niederträchtige Nummer.
  • Es ist nur eine Phase, Hase: Hätte ich diesen Film mehr als 30 Minuten durchgehalten, wäre er fraglos auf dem ersten Platz gelandet.

Kommen wir zu den echten Lowlights des Jahres. Trommelwirbel!

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Authentisches Guatemala zum Einschlafen

Chiquitos — Eine Reise zu den Kindern Guatemalas
Ein Dokumentarfilm von Thomas Rickenmann, CH 2015, 88 Min.
Schlafkritik

Bravo, ein toller Einschlaffilm. Man könnte ihn in 10-Minuten-Stückchen immer wieder ansehen, wenn man Mühe hat Ruhe zu finden. Leider fehlt jeder roten Faden. Ein Mischmasch aus Geschichten und Bilder aus Guatemala plätschert (Notitz an mich selber, nicht in jeder zweiten Schlafkritik das Wort „plätschern“ benutzen) so dahin. Es wird am Anfang klar, dass wohl das Ziel war, etwas über die Mayas und ihren Kalender im Jahr 2012 zu machen, als dieser einen 5200 Jahre alten Zyklus beschloss. Nur war das wohl irgendwie zu wenig spannend oder ergab zu wenig Material. Mir scheint, die Filmemacher haben sich zu wenig Zeit gelassen; für ein so langsames Land wie Guatemala bräuchte man für eine Dokfilm wohl 10 Jahre und viel Schlaf.

Die Geruhsamkeit, die Langsamkeit des guatemaltekischen Alltags ist trotz vieler authenischer Aufnahmen selten erfasst worden. Ein klassisches Problem: die Filmcrew lebt nicht da, sondern war dann auf Besuch, als ein Hähnchen geschlachtet wurde, ein selbstverursachter Kausalzusammenhang sozusagen. Dabei ist es schon was Besonderes, einen Truthahn zu schlachten. Man isst sonst Tortillas mit Bohnen und Reis. Aber das ist nicht das Problem. Der Film versucht sich praktisch ohne „Off Kommentar“. Das ist ein Fehler; es unterstützt zwar das Gefühl neutraler Beobachter zu sein, verhindert aber das Dargestellte irgendwie einschätzen zu können. Ausser man kennt sich in dem Land aus, und dann sagen die Bilder und Geschichten eigentlich gar nichts aus. Der Film wird zu Nebensächlichkeit und man bestaunt das reiche guatemaltekische Kuriositätenkabinett.

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Der Sumpf aus Kinderperspektive

Der erste Langzeitspielfilm von Benh Zeitlin spielt in den Sümpfen des südlichsten Zipfels von Louisiana. Im Interview erzählt der Regisseur, warum er lieber ein Kind in der Hauptrolle hat, und welche Rolle kostümierte Schweinchen in seinem Erstlingswerk spielen.

Herr Zeitlin, Ihr Film spielt in einer Aussteiger-Gemeinde ganz im Süden der USA. Wie haben Sie sich als New Yorker Zugang verschafft?

Am Anfang wusste ich nicht viel darüber. Als Kind war ich mit meiner Familie mehrmals in New Orleans und wusste schon damals, dass ich da einmal wohnen möchte. Mittlerweile bin ich nach New Orleans gezogen und von da aus bin ich einfach mit dem Auto Richtung Wasser gefahren, bis es nicht mehr weiterging – dort wo das Land in Wasser übergeht. Und da habe ich dann diese spezielle Kultur gefunden. Ich habe mich mit den Leuten angefreundet und während acht Monaten mit ihnen gelebt. Wir haben alles zusammen gemacht, sogar Alligatoren gejagt.

Das klingt spannend. Was macht diese Kultur so speziell?

In der Region südlich von New Orleans finden sich mitten in der Sumpflandschaft kleine unabhängige Gemeinden. Einen Teil dieser Gegend nennt man auch „The Bayou“. Das ist der Name für ein Gewässer, das sich nur sehr langsam bewegt. Um dieses Bayou herum stehen verschiedene kleine Dörfer. Wasser ist da sehr präsent, weil es Leben gibt, ein Grossteil des Essens kommt ja aus dem Meer, und es auch wieder nimmt, die Stürme treffen da mit voller Wucht auf das Land und der Wasserpegel steigt ständig. In dieser Gegend sind die Überbleibsel der französisch stämmigen Cajun-Kultur noch am präsentesten.

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