B-Film Basterds Berlin 2022: Plakat-Ponanza

Vor einiger Zeit fand das B-Film-Basterds in Berlin statt – wir haben darauf hingewiesen.
Leider hatte ich keine Gelegenheit, um selbst hinzugehen (das gleichzeitig stattfindende Zurich Film Festival hats verhindert). Aber im Geiste war ich doch irgendwie dabei, denn immerhin hab ich das Festivalplakat gezeichnet. Und das hing dann dort im Sputnik.

Besagtes Sputnik hab ich vor Jahren mal besucht (es lief das japanische Hip-Hop-Gangster-Musical Tokyo Tribe), und ich halte es für eins der coolsten seiner Zunft. Das Wissen, dass mein Plakat dort hing, gibt mir ein warmes Gefühl.

Meisterfotograf Andreas König hat den Anlass abgelichtet und war so nett, mir ein paar Schnappschüsse zur Verfügung zu stellen. Hier sind sie!

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Zurich Film Festival 2020: Corona, Geld und Holz

So, das 16. ZFF ist auch schon wieder vorbei. Es ging ohne gröbere Schnitzer vonstatten — trotz neuer Leitung und trotz Pandemie. Christian Jungen (künstlerische Leitung) und Elke Mayer (Geschäftsführung) konnten ihr Versprechen einhalten, ein physisches Festival ohne wenn und aber durchzuführen. „Wir stehen ein für das kollektive Filmerlebnis“, wie Jungen so schön sagte an der Medienkonferenz.

Wobei natürlich trotzdem einiges anders war als sonst. Wie schon zuvor am Fantoche, so dämpften Maskenpflicht, Distanzregeln und Co. ein wenig die Festival-Laune. Handkehrum herrschte ein gewisses Corona-Gemeinschaftsgefühl.

Die interessanteste Neuerung war sicherlich die erstmalige Durchführung des Tags des Zürcher Films, der einen Blick hinter die Kulissen der städtischen Filmindustrie ermöglichte. Eine Zusammenarbeit des ZFF und der Zürcher Filmstiftung.

Misstönig dagegen: Wie sich herausstellte, konnte das ZFF vor allem dank grosszügiger Staatshilfe duchgeführt werden, die anderen Kulturinstitutionen bisher versagt geblieben ist. Währenddessen entliess die NZZ — der das ZFF zur Hälfte gehört — kurz vor Festivalbeginn ihren Filmredaktor. Aus Spargründen.

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Zureich Trash Filmfest Nr. 1

Liebe Movie Buffs

Die Zureich-Trash-Filmfest-Reihe zeigt Filme in Anwesenheit der Filmschaffenden, die schonungslos über ihre Leidenschaft verhört werden und sich nach der Vorführung auch unbequemen Publikumsfragen stellen.

– MAN-struation
– SchrottMagnet
– Nutshot

Freut euch auf einen jenseitigen Kinoabend im KinoKochAreal!

Definition of Trash by Urban Dictionary:
„When your entire reason of existing is a certain thing, you are trash.“

(immer möglichst pünktlich)
NO DOGS ! NO SMOKE !

Freitag, 10. Januar 2020 | ab 19:00 | Koch Areal | Rautistrasse 22

Diametrale Filmfestival Innsbruck

diametrale

Das kleine aber feine „Internationale Filmfestival für Experimentelles und Komisches“ DIAMETRALE startet in sein zweites Jahr. Es gab ein Wenzel-Storch-Special, für das ich leider, Schande über mich, keine Zeit gefunden hatte, und ich bin mir jetzt schon sicher, das noch lange zu bereuen. Auch die andere Programmpunkte des 3-tätigen Festivals klangen interessant. Erstmal muss man die Macher loben, dass sie sowas in Innsbruck auf die Beine stellen. In Tirol könnte man ohne die kulturellen Nahversorger in der Landeshauptstadt nicht überleben.

Mit der Setzung, nicht mehr nur Experimente im Visuellen, sondern auch in den Erzählungen zu suchen, ist dem jungen Festival im Vergleich zum letzten Jahr ein grosser Schritt nach vorne gelungen. Damals ging ich reichlich ratlos nach Hause und fragte mich, ob ich echt so eingeschränkt und fantasielos wie der kulturelle Mainstream Europas sei, dass ich mit diesen neuen Filmen nichts anfangen könne.

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Bildrausch 2016: Verlassene Orte, schwangerer Bauch

Bild von geyrhalterfilm.com

Das Bildrausch Filmfest in Basel ist ein Festival für den „innovativen Autorenfilm“, für Werke, die „wegen ihrer eigenwilligen Filmsprache und kompromisslosen Narration für Furore sorgen“. Klingt schon mal spannend. Und zumindest Homo Sapiens löst das Versprechen origineller Filmkost ein. Nikolaus Geyrhalter (Abendland) drehte den Film, der im Internationalen Wettbewerb „Cutting Edge“ läuft. Der Österreicher besuchte mit seinem Team einst belebte Orte, die inzwischen verlassen daliegen. Ein Prunkbau aus dem kommunistischen Bulgarien zum Beispiel, wo das Regenwasser von der ehemals beeindruckenden Decke tropft. Oder Häuserzeilen in Fukushima, die noch wenig zerfallen sind, aber allmählich von Pflanzen überwachsen werden.

Geyrhalter widmet jedem Ort ein paar Bilder: lange, unbewegte Einstellungen, sonst nichts. Man hört den Wind oder ferne Tiere, ab und zu fliegen Vögel durchs Bild. Die Menschen sind fort, teils schon lange, aber ihre Präsenz ist noch deutlich zu spüren – gespenstisch. Und traurig: Da sieht man einmal eine Bar, die ebenso vom Grün überwachsen ist wie die Barhocker, die davor stehen. Die Leute, die darauf sassen, waren womöglich glücklich, haben geflirtet. Jetzt setzt sich keiner mehr darauf.
Ganz gross ist die Tonspur: Da nur wenige der Originalaufnahmen brauchbar waren, mussten Peter Kutin und Florian Kindlinger die Geräuschekulisse von Grund auf zusammenbauen. Nicht zuletzt diese macht die Orte atmen.

Ausser Konkurrenz läuft der dänische Horrorfilm Shelley (Regie: Ali Abbasi). Eine junge Rumänin (Cosmina Stratan) fängt eine Stelle als Dienstmädchen an, und zwar bei einer steinreichen älteren Lady (Ellen Dorrit Petersen). Die ist etwas wunderlich: Sie lebt mit ihrem jüngeren Lebenspartner auf einem abgelegenen Anwesen. Elektrizität oder fliessendes Wasser gibt es nicht, die konsequent vegetarische Kost wird im eigenen Garten angebaut. Dazu glaubt die Lady an den Einfluss guter sowie schlechter Energien und erhält mehrfach Besuch von einem spirituellen Berater (Björn Andrésen).
Schliesslich fragt die Lady ihr Dienstmädchen, ob sie für sie ein Kind austragen würde. Die Rumänin stimmt zu. Und wer mal einen oder zwei Horrorfilme gesehen hat, kann sich ungefähr denken, worauf das hinausläuft. Nur so: Tiere und Kinder reagieren verängstigt bis aggressiv auf den Bauch der Schwangeren.

Shelley erinnert mich an Ich seh ich seh, ebenfalls ein Mix aus Arthouse und Horror, der die dunklen Seiten des Eltern-Kind-Verhältnisses auslotet. Und beide Filme sind sehr auf das Atmosphärische ausgelegt, mit einem Soundtrack aus spherischen Klängen und düsterem Grummeln.
Jedenfalls ist Shelley beeindruckend, weil der Film eine zwar altbekannte Story weitgehend ohne die leidigen Klischees des Genres ausbreitet: Hier reden und reagieren die Figuren wie echte Menschen, hier herrscht echtes Grauen anstelle billiger Schockeffekte. (Die reflexive Ebene sowie der Kunstwillen eines The Babadook oder gar It follows fehlt dann allerdings.)

Eine letzte Empfehlung: Das Bildrausch präsentiert eine Retrospektive zu Mani Haghighi. Vor Jahren sah ich dessen Groteske Men at Work: Vier Männer sind mit dem Auto unterwegs und halten zum Pissen am Strassenrand. Dabei fällt ihnen ein grosser Stein auf. Sie setzen sich in den Kopf, diesen Stein umzukippen – der Monolith widersetzt sich ihnen allerdings und bewegt sich keinen Millimeter. Der Kampf gegen den Felsblock wird zu einer Frage der Ehre.
Haghighi ist übrigens auch mit seinem neuen Film A Dragon Arrives! im Wettbewerb vertreten.

Homo Sapiens: So 29.5. 15.30 Uhr, kult.kino atelier 1 (in Anwesenheit des Regisseurs)
Shelley: Fr 27.5. 22.15 Uhr, kult.kino atelier 1 (in Anwesenheit des Regisseurs)
Men at Work: Mi 25.5. 22.00 Uhr, Stadtkino Basel (in Anwesenheit des Regisseurs)

Bildrausch 2016
Wann? 25. bis 29. Mai 2016
Wo? Stadtkino Basel & kult.kino atelier
Offizielle Webseite mit Infos und Programm im Detail

Videoex 2016: Anger und Schlingensief

„Meine Damen und Herren: Magdalena Jung verlässt am 12. November 1982 den Boden der Realität und behauptet, sie könne fliegen.“ So berichtet’s eine Art Nachrichtensprecherin, die wie eine Flugbegleiterin gekleidet ist. Hinter ihr steht ein Typ im Anzug, eine Kapitänsmütze auf dem Kopf, die Hand auf einen riesigen Globus gelegt.
Tatsächlich: Magedalena Jung springt von einer Brücke und fängt kurz vor dem Aufprall an zu schweben – gerade als einer in einem orangen Käfer darunter hindurch fährt. Der Typ gleicht einem amerikanischen Sheriff. Von nun an jagt er der jungen Frau hinterher: „You disregard the laws of nature!“

So passiert das in „Die Ungenierten kommen“/„What happened to Magdalena Jung?“, einem frühen Kurzfilm von Christoph Schlingensief. Zu sehen am Videoex, dem Festival für Experimentalfilme und Videokunst in Zürich. Die zeigen dieses Jahr eben ein Schlingensief-Special („Film als Neurose“), mit einem Kurzfilmblock und Freakstars 3000 – Der Film.

Was gibt’s sonst noch? Ein Special zu Kenneth Anger, einem amerikanischen Experimentalfilmer, der schon seit den 1940ern dreht. Sein bekanntestes Werk ist Lucifer Rising, ein schräges Ding zwischen Satanismus, Ägyptologie und Hippietum (Anger war sehr am Okkulten interessiert), das er 1966 angefangen und erst 1972 fertiggestellt hat – unter anderem, weil einer der Hauptdarsteller ins Gefängnis kam für einen Mord, den er im Auftrag von Charles Manson beging. Dafür ist jetzt auf der Tonspur die Musik zu hören, die der Kerl im Gefängnis mit seinem Kumpelhäftlingen aufgenommen hat.

 
Weitere Tipps:

Laurie Andersons neuer Film Heart of a Dog feiert seine Schweizer Premiere am Videoex.

Im Schweizer Wettbewerb läuft aktuelles hierzuländiges Experimentalfilmschaffen.

Im Programm Gaststadt Beirut entdeckt man hingegen alte und neue Videokunst aus dem Libanon. Dazu gibt’s auch eine multimediale Live-Show der libanesischen Künstler Rayess Bek und La Mirza.

VIDEOEX 2016
Wo? Kunstraum Walcheturm und Cinema Z3 auf dem Kasernenareal, Zürich
Wann? Vom 24. bis 29. Mai
Offizielle Website mit Infos und dem Programm im Detail

Mehr zum Videoex gibts beim Züritipp.