Buchkritik | In Vernor Vinges Science-Fiction-Roman A Fire Upon the Deep spielt eine galaktische Version des Usenets eine zentrale Rolle. Dabei nimmt das Buch von 1992 einiges vorweg, was das heutige Internet ausmacht – von der Verbreitung von Fake News bis zum gegenseitigen Aufschaukeln radikaler Ansichten. Und selbst zur Coronakrise gibts Parallelen.

Zugegeben, A Fire Upon the Deep ist eine einigermassen frustrierende Lektüre. Autor Vernor Vinge stellt mehrere interessante Ideen in den Raum, führt sie jedoch nie zu einem funktionierenden Ganzen zusammen (jedenfalls für meinen Geschmack) – stattdessen verzettelt er sich in den Details eines arg konventionellen Abenteuerplots.
Ungefähr darum geht es:
Intelligenz-Schichten
Die Geschichte spielt einige Tausend Jahre in der Zukunft. In jener hat die Menschheit die Technik des intergalaktischen Reisens entwickelt und dabei festgestellt, dass die Milchstrasse – ähnlicher einer Zwiebel – in verschiedene Schichten unterteilt ist, und bei diesen Schichten handelt es sich um Zonen unterschiedlicher Intelligenz. Je näher an der Galaxis, umso dümmer – sowohl was Biologie als auch Technologie anbelangt.
So existiert in den Unthinking Depths keine Intelligenz irgendwelcher Art.
Die „alte Erde“ befindet sich in der Slow Zone, in der zwar intelligentes Leben möglich ist, aber keine Raumfahrt mit Überlichtgeschwindigkeit und auch keine echte künstliche Intelligenz.
Das gibts erst in der Zone des Beyond, in die sich Teile der Menschheit hochgekämpft haben.
Die Zivilisationen in diesem Teil der Galaxis arbeiten daran, die äusserste Schicht zu erreichen, das Transcend – dort oben tummeln sich superintelligente, praktisch göttliche Wesen, die Powers.
Zur Verdeutlichung des Zwiebelschemas gibts im Buch diese handliche Illustration.
Superböse Superintelligenz/Das Netz
Nun macht sich eine menschliche Forschungsexpedition an einem aufgegebenen, Milliarden Jahre alten Archiv einer ausserirdischen Rasse zu schaffen. Sie erhofft sich technologischen Fortschritt und einen Aufstieg ins Transcend – weckt stattdessen aber eine künstliche Intelligenz, die so uralt wie böse ist: die Blight. Diese KI übernimmt und versklavt Computer und biologische Wesen gleichermassen.
Über das galaktische Kommunikationsnetzwerk – kurz „Netz“ (Net) – verbreitet sie sich wie ein Virus, Zivilisation um Zivilisation fällt ihr zum Opfer. Und selbst die Powers des Transcend haben ihr nichts entgegenzusetzen.
Doch Achtung: Ein einzelnes Raumschiff der Menschen hat es geschafft, aus dem Archiv zu entkommen, bevor die Blight voll ausgebrochen ist – mit an Bord: eine sogenannte Gegenmassnahme, also ein Mittel gegen die böse Intelligenz.
Das Raumschiff notlandet auf einem Planeten in der Slow Zone. Ein Notrufsignal des Schiffs erreicht Relay, eine gigantische Raumstation, bei der es sich um einen Knotenpunkt des erwähnten Netzes handelt. Dort wird das Signal an die einzige menschliche Angestellte herangetragen, eine gewisse Ravna. Mithilfe einer Power stellt Ravna eine Rettungsmission auf die Beine und heuert das Raumschiff Out of Band II an. Dieses Raumschiff kommt gerade noch so davon, als die Blight den Knotenpunkt angreift und zerstört.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Kann die Out of Band II das gestrandete Raumschiff erreichen und die Gegenmassnahme aktivieren, bevor die Blight den knappen Vorsprung aufgeholt hat?
Der Runterdummungs-Effekt, der in der Slow Zone einsetzt, macht die Sache nicht gerade einfacher.
Telepathische Hundewesen
Das gestrandete Raumschiff wurde von einer Familie pilotiert, zwei Erwachsenen und zwei Kindern. Der Bruchlandung folgt ein Angriff der örtlichen Planetenbewohner: hundeartigen Geschöpfen, die sich zu telepathisch verbundenen Rudeln formieren.
So teilt sich quasi eine einzelne Person auf durchschnittlich fünf Hundeartige auf, während ein Hund allein nur rudimentär intelligent und kaum handlungsfähig ist.
Bei diesen Rudelintelligenzen handelt es sich um das Volk der Tines.
Jedenfalls: Die Rudel töten die erwachsenen Menschen, übrig bleiben die beiden Kinder – die zwei verschiedenen Fraktionen unter den Tines in die Pfoten geraten. Und diese zwei Fraktionen – eine gute, eine böse – kämpfen nun, jeweils mit der Hilfe eines Menschenkindes, um die Kontrolle über das notgelandete Raumschiff. Welche Fraktion gewinnt wohl die Oberhand, bis die Rettungsmission eintrifft, die Blight im Schlepptau?
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