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Inspiriert von Dr. Walther Zieglers Vortrag Hegel in 60 Minuten.

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Zeitreisen und ein besessenes Klohäuschen: Die Kunst von Ralph Niese

Am 25. November ist Ralph Niese überraschend gestorben, mit gerade mal 37 Jahren. Wirklich kein Alter. Er war Comiczeichner, und zwar einer der besten der deutschen Indie-Szene. Sein Zeug ist eine grandiose Mischung aus Moebius, frankobelgischem Funny-Stil, 50er-Jahre-Pulp, italienischen Horror-Fumetti, ein bisschen Manga. Besonders die expressive, knallige Farbgebung sticht ins Auge. Allerfeinster Trash. Ein Haufen Spass.
Ausserdem hat er Actionfiguren und Sammelfiguren gemacht. Seit Jahren hat das Phantom Outhouse (oder Shithouse) einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer. (Ralph hat es nach einem Design von Kyle Thye modelliert.)

Gekannt hab ich Ralph leider nur oberflächlich. Er machte für den Buddelfisch einen Kalender mit Comics (über den Young Time Traveller). Und er übernahm die Farben des Hefts Fieser Splatter #1, womit er dann auch eine von mir gezeichnete Story stark aufgewertet hat.

Getroffen hab ich ihn, wenn er jeweils am Comicsalon Erlangen beim Buddelfisch zu Gast war. Am besten erinnere ich mich an den Salon von 2016. Da kam Ralph plötzlich mal zu mir und einem Kollegen und fragte uns nach unseren Festivalpässen. Etwas perplex händigten wir sie ihm aus, ohne gross nachzufragen, wofür er sie brauchte. Später stellte sich heraus, dass er damit zwei Kumpels reingeschmuggelt hatte. Die schoben — als Landstreicher verkleidet — einen Einkaufswagen herum und verkauften ein „Obdachlosenmagazin“ (mit Comics). Das waren noch Zeiten.

Schaut euch sein Schaffen an; es gibt jede Menge Tolles zu entdecken:

 
Ralphs Instagram.

Ralphs Deviantart.

Ralphs Facebook-Seite.

Nachruf beim Tagesspiegel.

Nachruf bei der Leipziger Volkszeitung.

Nachruf von David Füleki auf Facebook.

Bericht über das Comicfestival Hamburg 2016 beim Tagesspiegel (wos auch um eine Ausstellung von Ralph geht).

Wer hat den Grössten?

 
In Star Wars: The Force Awakens gibt es doch tatsächlich eine Szene, in der ein Held der Rebellen des Widerstands eine Grafik präsentiert und sinngemäss erklärt: „Der Todesstern war so gross. Aber die Starkiller Base von Snooki Snoke ist sooooo gross!“
Das find ich schon ein wenig kindisch.
Aber hey, endlich wieder ein Star-Wars-Film ohne Jar Jar Binks.

Update: Empfohlen sei übrigens diese Kritik von Dirk M. Jürgens beim Buddelfisch. (Wie viele andere wendet er den Begriff der Mary Sue im Bezug auf die weibliche Hauptrolle in „The Force Awakens“ etwas gar inflationär an, aber die Figur ist schon arg schwach geschrieben.)

Star Wars: The Force Awakens
USA 2015, 135 Min.
Regie: J.J. Abrams
Buch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt
Mit Daisy Ridley, John Boyega, Harrison Ford, Adam Driver, Andy Serkis, Carrie Fisher et al.

Brote, Würste und Eier: The Peanuts Movie

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Heute vor 65 Jahren erschien der allererste Peanuts-Strip. Ihr Erfinder Charles Schulz mag verstorben sein, aber Snoopy, Charlie Brown und Co. leben weiter. Kommende Weihnachten kommt ein neuer Animationsfilm ins Kino; Regisseur Steve Martino besuchte Zürich, um ihn vorzustellen. An seiner Präsentation sprach Martino über die Schwierigkeit, einen kleinen Zeitungsstrip für die grosse Leinwand zu adaptieren. Ein faszinierender Einblick in die Arbeit heutiger Animationsstudios.

Zugegeben, auf den ersten Blick erinnert das sehr an eine Marketingveranstaltung à la Apple. Steve Martino, mitte fünfzig, grauhaarig, steht in Jeans und beschem Sakko auf der Bühne, seine Füsse stecken in Turnschuhen. Er ist Regisseur bei den Blue Sky Studios, hat an „Horton Hears a Who!“ und „Ice Age: Continental Drift“ gearbeitet. Und er präsentiert nun die ersten Ausschnitte aus „The Peanuts Movie“, spricht über den immer noch starken Marktwert des Comics und erzählt von den ersten Treffen mit Charles Schulz‘ Familie, die den Nachlass des „Peanuts“-Vaters verwaltet.

Die Herausforderung des Federstrichs

Interessant wird es, sobald Martino auf die spezifischen Schwierigkeiten eingeht, einen Zeitungsstrip als 3-D-Animationsfilm zu adaptieren: „Es dreht sich alles um den Federstrich (pen line).“
Schulz bediente sich ja eines eher reduzierten Zeichenstils mit einfachen Figuren – perfekt für die gedrängten Platzverhältnisse einer Zeitung. Wie Martino erklärt, lässt sich der Federstrich noch relativ leicht in einen Zeichentrickfilm fürs Fernsehen überführen (wir alle haben ja die diversen TV-Specials gesehen). Doch wie verhält es sich mit einem 3-D-Objekte für die Grossleinwand?

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