Vergangenen Samstag starb Markus Nowak, vielen besser bekannt als Dr. Acula. Er war Gründer und Webmaster von Badmovies.de — auf ebenjener Website besprach er seit 2000 Trashfilme, B-Movies und sonstiges Zeug fragwürdiger Güteklasse. Und das in einer Quantität und Ausführlichkeit, die an Wahnsinn grenzte; da wäre selbst ein Balzac oder Tolstoi blass vor Neid geworden.
(Ich meine, auf der Seite werden 2569 Reviews aus seiner Tastatur gelistet, und ich bin mir ziemlich sicher, dass im Verlaufe mehrerer Serverumzüge und Neuprogrammierungen die eine oder andere Kritik durch den Raster gefallen ist.)
Zu den Anfangszeiten war die liebende Würdigung schlechter Filme eine Nische für eine Handvoll verstrahlter Nerds, und so wurde die Website nebst Forum rasch zu einer Anlaufstelle für allerlei dunkle Gestalten aus dem ganzen deutschsprachigen Internet, die sich billige Ninjastreifen, italienische Zombieheuler oder Schlagerfilme mit Rudi Carrell antaten – und daran auch noch Spass hatten (oder zumindest eine verblüffende Schmerzbefreitheit an den Tag legten).
2010 entwickelte sich daraus gar ein Filmfestival in Docs Heimstadt Nürnberg; seit 2012 firmiert die Veranstaltung unter dem Namen B-Film Basterds. Es gab Ableger in Hamburg, Berlin und Frankfurt.
Böse Fügung des Schicksals: Der Doc starb just an jenem Wochenende, an der das diesjährige B-Film Basterds hätte stattfinden sollen (fuck you, Corona), vor dem Hintergrund des 20-Jahre-Jubiläums der Seite.
Es muss im Sommer 2004 gewesen sein, dass ich auf Badmovies.de stiess. Damals hatte ich einen Temporärjob bei einer Bank – meine Aufgabe war, Kundendaten zu digitalisieren. Soll heissen, ich tippte Namen, Adressen und Co. in den Computer ein, jeden Tag, vier Monate lang. Eine stumpfe, geistlose Arbeit, die ich nicht durchgestanden hätte, wär ich nicht zwischendurch heimlich im Internet rumgeschlichen. Als Filmfan ging ich damals oft auf die Online-Filmdatenbank. In einem der Einträge fand ich den Link zu einem externen Review auf Badmovies.de – wenn ich mich recht entsinne, wars jenes zu Def-Con 4, einem kanadischen Postapokalypse-Thriller.
Der saloppe Humor, die launige Sezierung einer cineastischen Gurke in epischer Länge, die persönlichen Einschübe – das sagte mir sofort zu. Selbst die ganzen Flüchtigkeitsfehler („Wer Tippfehler findet, darf sie behalten.“) und die mehrfach verschachtelten Satzungetüme hatten ihren Charme. Und ganz wichtig: Die Bomben- und Bierskala am Ende.
Ich wühlte mich durch des Docs Schaffen; mehr als einmal musste ich mir alle Mühe geben, um im Büro nicht laut loszugrölen.
Die Texte waren aber nicht nur unterhaltsam: Der Doc setzte sich mit den besprochenen Werken sehr genau auseinander, vermittelte Kontext und Wissen. Ich hab viel gelernt über die Filmkannibalisierungen von Godfrey Ho und Joseph Lai, das Women-in-Prison-Genre, das Lebenswerk von Jess Franco, Fred Olen Ray oder natürlich Ed Wood. Alles Sachen, die man wissen muss.
Meine Liebe für den Trashfilm war geweckt und entbrannt.
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