Attack of the Weekly Links: Knete, Spaltung, Schwebebahn

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Love Me, Fear Me | Via Cartoon Brew: Love Me, Fear Me ist die Abschlussarbeit von Veronica Solomon für die Filmschule Babelsberg. Ein grandioser kleiner Knet-Animationsfilm.

Gespalten | Die Leute von Buddelfisch sind schuld.

The Flying Train (1902) | Das Museum of Modern Art hat einen kurzen Film von 1902 online gestellt, der aus der Wuppertaler Schwebebahn heraus aufgenommen wurde (diese wurde erst im Jahr zuvor eröffnet). Dazumal haben die Macher ein seltenes 68-Millimeter-Material benutzt — die Bildqualität ist erstaunlich.

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Amsterdam, Teil 2: „Ghost Stories“ am Imagine Film Festival

Während unseres Amsterdam-Trips besuchen die Allerliebste und ich auch das Imagine Film Festival. Gegründet 1991, hiess es bis 2009 Amsterdam Fantastic Film Festival. Der Name hat sich geändert, die Programmschwerpunkte sind geblieben. Es wird also fantastisches Kino gezeigt: Fantasy, Science-fiction, Horror, Asiatisches etc. Sein ein paar Jahren findet es im Eye-Film-Museum statt, das 2012 eröffnet wurde. Ein grandioses Ding, das zur Hälfte quer in den Himmel ragt. So sieht das aus.

Wir haben zufällig die Closing Night erwischt, müssen also erst einmal die Preisverleihung über uns ergehen lassen. Es werden jede Menge Preise an jede Menge Filme verliehen, die wir nicht gesehen haben. Und dabei sind Preisverleihungen an sich schon eine langweilige Sache.
Immerhin scheints, als hätten die Leute Freude an ihrem Festival. Jedenfalls fällt mir auf, ähnlich wie beim NIFFF in der Schweiz, dass Fantastik-Filmfestivals um einiges lockerer und nicht so selbstverliebt sind wie andere Festivals.

Wie dem auch sei: Nach der Preisverleihung ist endlich der Abschlussfilm dran, die Horroranthologie Ghost Stories. Für Drehbuch und Regie ist das Gespann Jeremy Dyson und Andy Nyman verantwortlich. Die beiden sind vor Ort, erzählen ein wenig von den Dreharbeiten und beantworten Fragen.

Bei Ghost Stories handelt es sich die Verfilmung eines Theaterstücks, das ebenfalls von Dyson und Nyman stammt. Seine Premiere hatte es 2010, und seither läuft es sehr erfolgreich auf englischsprachigen Bühnen. Nun, diese Bühnenversion hab ich nie gesehen, daher kann ich auch nichts dazu sagen, wie geglückt die Adaption ist. Immerhin: Von allein wär ich wohl nicht draufgekommen, dass das eine Theaterverfilmung ist – mit entsprechendem Wissen fallen mir aber zumindest im Finale einige Stellen auf, in der die Filmemacher mit den Kulissen auf eine Art und Weise spielen, die von der Bühne herrühren muss. Das ist spannend. Ansonsten beeindruckt mich die Regie nicht allzu sehr – dazu aber weiter unten mehr.

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Anomalisa

Als erfolgreicher Autor von Selbsthilfebüchern ist Michael Stone (Stimme: David Thewlis) ein gefragter Vortragsgast. So fliegt er zum Beispiel nach Cincinnati, um an einem Kongress für Kundenberater zu sprechen. Aber er ist abgelenkt: Kaum im Hotel abgestiegen, ruft er eine Ex-Freundin an, die er vor zehn Jahren mir nichts, dir nichts verlassen hat.

Being John Malkovich, Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Synecdoche, New York — der Mehrfach-Drehbuchautor und Gelegenheits-Regisseur Charlie Kaufman hat ein paar aussergewöhnliche Filme mitzuverantworten. Kickstarter sei Dank kommt mit Anomalisa sein erster Animationsfilm ins Kino, basierend auf einem gleichnamigen Theaterprojekt (eine Art Live-Hörspiel), das Kaufman ursprünglich unter dem Pseudonym Francis Fregoli veröffentlichte.

Michael lädt seine alte Flamme auf einen Drink an der Hotelbar ein, was kein gutes Ende nimmt. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn er stösst dafür auf Lisa (Stimme: Jennifer Jason Leigh). Die Telefonistin ist extra nach Cincinnati gereist, um Michaels Vortrag zu hören, und kann gar nicht glauben, ihn persönlich zu treffen. Seinerseits erscheint sie ihm absolut einzigartig — ganz besonders, was den Klang ihrer Stimme betrifft.

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ZFF 2015: The Little Prince

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The Little Prince
Von Mark Osborne
Frankreich 2015, 108 Min.

Ehrlich gesagt, fand ich das Buch von Antoine de Saint-Exupéry nie sonderlich gut — der französische Pilotendichter moralisiert auf eine geschwätzige und sehr selbstverliebte Art, ohne dass er tatsächlich etwas Intelligentes zu sagen hätte. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“: Ein Kalenderspruch für den Putzschrank.

Aber ein kleiner Junge, der von Planet zu Planet hüpft und mit Rosen oder Füchsen spricht: Das ist cool. Und als diese Kinoadaption erstmals der Zürcher Filmpresse präsentiert wurde, war ich hingerissen: Die französischen Trickfilmer hatten sich für eine Stop-Motion-Animation mit Puppen entschieden und einen filigranen, in seiner Einfachheit wunderbar poetischen Stil hinbekommen.

Sorgen bereitete mir nur die Rahmenhandlung: Ein kleines Mädchen freundet sich mit einem alten Nachbarn an, der ihr vom kleinen Prinzen erzählt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Alten um den Piloten aus der Geschichte.
Dieser Teil des Films ist in einem 3-D-Stil animiert, der sich am Vorbild von Pixar und Dreamworks orientiert. Das ist im Vergleich zur Puppenanimation nicht nur langweilig anzusehen, es ist auch offensichtlich, dass die Franzosen weder das Geld noch die Ressourcen hatten, um sich mit den grossen Vorbildern zu messen.
Mal abgesehen davon, dass „Der kleine Prinz“ sowenig eine Rahmenhandlung braucht wie ein Fisch ein Fahrrad. Da meinte wohl irgendein Schwachkopf aus der Marketingabteilung, man müsse unbedingt das moderne Publikum abholen.

„Aber was solls“, dachte ich mir damals. „Ein bisschen Rahmenhandlung kann ich aushalten.“

Ich hatte ja keine Ahnung.

Die wunderschön animierte „Kerngeschichte“ macht maximal eine Viertelstunde des Films aus. Fokus ist die „Rahmenhandlung“, die sich über die restlichen anderthalb Stunden hinzieht.
De Saint-Exupérys Geschichte ist für die Filmemacher bloss ein Nachgedanke. Sie erzählen sie in einer derart gerafften Fassung, dass sie ohne Kenntnisse der Vorlage schlicht keinen Sinn mehr ergibt. Als wäre das nicht schlimm genug, reissen sie diese Skelettfassung auseinander und verteilen sie krümelweise über den Restfilm, so dass man erst recht den roten Faden verliert.
Dafür quält man sich durch die Abenteuer des kleinen Mädchens und des alten Mannes. Schlecht animiert, plump erzählt und sterbenslangweilig: Eine einzige Katastrophe.

Wie gesagt, von de Saint-Exupéry habe ich nie wahnsinnig viel gehalten. Aber dieses Machwerk von Geisteszwergen hat mich neuen Respekt für ihn gelehrt.

Der Film lief als Special Screening.

Brote, Würste und Eier: The Peanuts Movie

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Heute vor 65 Jahren erschien der allererste Peanuts-Strip. Ihr Erfinder Charles Schulz mag verstorben sein, aber Snoopy, Charlie Brown und Co. leben weiter. Kommende Weihnachten kommt ein neuer Animationsfilm ins Kino; Regisseur Steve Martino besuchte Zürich, um ihn vorzustellen. An seiner Präsentation sprach Martino über die Schwierigkeit, einen kleinen Zeitungsstrip für die grosse Leinwand zu adaptieren. Ein faszinierender Einblick in die Arbeit heutiger Animationsstudios.

Zugegeben, auf den ersten Blick erinnert das sehr an eine Marketingveranstaltung à la Apple. Steve Martino, mitte fünfzig, grauhaarig, steht in Jeans und beschem Sakko auf der Bühne, seine Füsse stecken in Turnschuhen. Er ist Regisseur bei den Blue Sky Studios, hat an „Horton Hears a Who!“ und „Ice Age: Continental Drift“ gearbeitet. Und er präsentiert nun die ersten Ausschnitte aus „The Peanuts Movie“, spricht über den immer noch starken Marktwert des Comics und erzählt von den ersten Treffen mit Charles Schulz‘ Familie, die den Nachlass des „Peanuts“-Vaters verwaltet.

Die Herausforderung des Federstrichs

Interessant wird es, sobald Martino auf die spezifischen Schwierigkeiten eingeht, einen Zeitungsstrip als 3-D-Animationsfilm zu adaptieren: „Es dreht sich alles um den Federstrich (pen line).“
Schulz bediente sich ja eines eher reduzierten Zeichenstils mit einfachen Figuren – perfekt für die gedrängten Platzverhältnisse einer Zeitung. Wie Martino erklärt, lässt sich der Federstrich noch relativ leicht in einen Zeichentrickfilm fürs Fernsehen überführen (wir alle haben ja die diversen TV-Specials gesehen). Doch wie verhält es sich mit einem 3-D-Objekte für die Grossleinwand?

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