
The Little Prince
Von Mark Osborne
Frankreich 2015, 108 Min.
Ehrlich gesagt, fand ich das Buch von Antoine de Saint-Exupéry nie sonderlich gut — der französische Pilotendichter moralisiert auf eine geschwätzige und sehr selbstverliebte Art, ohne dass er tatsächlich etwas Intelligentes zu sagen hätte. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“: Ein Kalenderspruch für den Putzschrank.
Aber ein kleiner Junge, der von Planet zu Planet hüpft und mit Rosen oder Füchsen spricht: Das ist cool. Und als diese Kinoadaption erstmals der Zürcher Filmpresse präsentiert wurde, war ich hingerissen: Die französischen Trickfilmer hatten sich für eine Stop-Motion-Animation mit Puppen entschieden und einen filigranen, in seiner Einfachheit wunderbar poetischen Stil hinbekommen.
Sorgen bereitete mir nur die Rahmenhandlung: Ein kleines Mädchen freundet sich mit einem alten Nachbarn an, der ihr vom kleinen Prinzen erzählt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Alten um den Piloten aus der Geschichte.
Dieser Teil des Films ist in einem 3-D-Stil animiert, der sich am Vorbild von Pixar und Dreamworks orientiert. Das ist im Vergleich zur Puppenanimation nicht nur langweilig anzusehen, es ist auch offensichtlich, dass die Franzosen weder das Geld noch die Ressourcen hatten, um sich mit den grossen Vorbildern zu messen.
Mal abgesehen davon, dass „Der kleine Prinz“ sowenig eine Rahmenhandlung braucht wie ein Fisch ein Fahrrad. Da meinte wohl irgendein Schwachkopf aus der Marketingabteilung, man müsse unbedingt das moderne Publikum abholen.
„Aber was solls“, dachte ich mir damals. „Ein bisschen Rahmenhandlung kann ich aushalten.“
Ich hatte ja keine Ahnung.
Die wunderschön animierte „Kerngeschichte“ macht maximal eine Viertelstunde des Films aus. Fokus ist die „Rahmenhandlung“, die sich über die restlichen anderthalb Stunden hinzieht.
De Saint-Exupérys Geschichte ist für die Filmemacher bloss ein Nachgedanke. Sie erzählen sie in einer derart gerafften Fassung, dass sie ohne Kenntnisse der Vorlage schlicht keinen Sinn mehr ergibt. Als wäre das nicht schlimm genug, reissen sie diese Skelettfassung auseinander und verteilen sie krümelweise über den Restfilm, so dass man erst recht den roten Faden verliert.
Dafür quält man sich durch die Abenteuer des kleinen Mädchens und des alten Mannes. Schlecht animiert, plump erzählt und sterbenslangweilig: Eine einzige Katastrophe.
Wie gesagt, von de Saint-Exupéry habe ich nie wahnsinnig viel gehalten. Aber dieses Machwerk von Geisteszwergen hat mich neuen Respekt für ihn gelehrt.
Der Film lief als Special Screening.